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Stichwort: Introjekt Leseprobe in
voller Länge aus dem Etymologie: Siehe unter »Introjektion«. – Das, was beim Introjizieren (bei der Introjektion) entsteht; das unverdaute Nahrungsmittel, das schwer im Magen liegt; der unverstandene Lehrsatz, der sinnlos »nachgebetet« wird; die aufgezwungene Regel, die zwanghaft befolgt wird. Bedeutung für die Gestalttherapie: Jeder Kontaktstörung liegt ein Introjekt zugrunde (ansonsten würde implizit behauptet, an Kontaktstörungen zu leiden, sei eine natürliche und gesunde Disposition des Menschen): Eine Situation, eine Erfahrung, eine Zwangslage etc. kann nicht verdaut (= verarbeitet) werden. Die Fähigkeit, introjizieren zu können, ist (überlebens-)wichtig. Zunächst muss z.B. die Muttermilch introjiziert werden, weil ein Baby noch nicht kauen kann (»dentale Aggression«). Später ist es unter großem Druck oder in Gefahrensituationen oft nicht möglich und nicht angebracht, sich den »Luxus« zu erlauben, Zeit aufzuwenden und kritische Fragen zu stellen, um Herr der Lage werden zu können. Unter dem Druck negativer Erfahrungen wird das Introjizieren jedoch oftmals gewohnheitsmäßig und führt dann dazu, dass man auch dann introjiziert, wenn es nicht nötig und gerade nicht hilfreich ist. Diese gewohnheitsmäßige Introjektion kann entweder bedeuten, dass man immer weiter introjiziert oder dass man introjizierte Werte oder Normen in andere Formen von Kontaktproblemen umsetzt. Beispiel: Wer als Kind die Erfahrung gemacht hat, dass derjenige stigmatisiert wird, der sich von anderen unterscheidet, kann dieses Introjekt in ein »aggressives« Streben nach Konfluenz (= von der Umwelt nicht unterscheidbar sein wollen) investieren. Da die Introjekte einem wie Fremdkörper »schwer im Magen liegen«, geschieht es häufig auch, dass man sich von ihnen »distanziert«, indem man es so erlebt, als seien sie gar nicht im eigenen Körper/Geist verankert, sondern würden von der Außenwelt an einen herangetragen (= Projektion). Beispiel: Der Erwachsene, der die obige Erfahrung gemacht hat, erlebt es so, als habe nicht er die Norm in sich, dass er sich nie von der Umgebung unterscheiden dürfe, sondern dass die Umgebung fortwährend den Druck auf ihn ausüben würde, sich konform zu verhalten, auch wenn dies gar nicht (mehr) stimmt. Er empfindet Konfluenz also nicht als (introjizierte) Norm, sondern projiziert sie nach außen, d.h. unterstellt der Umwelt, nach Konfluenz zu verlangen. Siehe auch: Aggression; Gestaltwelle; GTI; Introjektion; Konfluenz; Kontaktstörungen; Projektion © Stefan Blankertz und Erhard Doubrawa, Lexikon der Gestalttherapie, gikPRESS, Köln/Kassel 2017
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