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Stichwort: Stevens, Barry Leseprobe in
voller Länge aus dem Lebensdaten: 1902-1985. Sie kam mit Gestalttherapie in Kontakt, als sie bereits mehr als sechzig Jahre alt war. 1967 traf sie zum ersten Mal Fritz Perls. 1969 verbrachte sie mehrere Monate mit ihm in seiner Gestaltgemeinschaft am Lake Cowichan, Kanada, in der Nähe von Vancouver, erhielt dort ein Gestalttherapie-Training und leitete auch Gruppen. Fritz Perls nannte sie »a natural-born therapist«. In den 1970er Jahren wurde sie gegen ihren Willen zu einem »Star« der Human Potential Bewegung. Schon lange vor ihrem ersten Kontakt mit Gestalttherapie und auch lange danach war dies eins ihrer Lebensthemen: Leben mit Bewusstheit im Gegensatz zu Leben nach Regeln. Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Überlegungen aus dieser Zeit bildeten die Grundlage für ihr Buch »Don’t Push the River« (1979, dt. Don’t Push the River: Gestalttherapie an ihren Wurzeln, Wuppertal: Hammer, 2000). – Barry Stevens war mit Carl R. Rogers befreundet; zusammen veröffentlichten sie 1967 das Buch »Von Mensch zu Mensch« (dt. Wuppertal 2001). Ihr Sohn John O. Stevens (heute: Steve Andreas) gründete den Verlag »Real People Press«, in dem Fritz Perls Buch »Gestalttherapie in Aktion« als erstes Buch erschien. Dieses Buch ist von John O. Stevens und seiner Mutter Barry aus Fritz’ Minilektures und Demonstrationen der Gestalttherapie im Esalen-Institut zusammengestellt worden. Ausdruck der Haltung von Barry Stevens ist ihre besondere Form von gestalttherapeutischer Körperarbeit, die, genau genommen, Konzentration auf die Bewusstheit von Körperprozessen genannt werden müsste. Detlev Kranz: »Barry Stevens ist in erfrischender Weise nicht-autoritär und herrschaftskritisch. Sie trägt in ihrer persönlichen Art die rebellische, gesellschaftskritische Grundhaltung der Gestalttherapie weiter, wachsam und höchst sensibel gegenüber jeder Form von Herrschaftsausübung, Überwältigung und Entfremdung des Individuums. Dabei verfällt sie keiner isolierenden Selbst-Genügsamkeit ,sondern sie bleibt gesellschaftsfähig und erhält sich ihre Vorstellung von Gemeinschaft und Mitteilen. […] Sie spricht in diesem Sinne viel häufiger von Gestalt – oder gestalt, mit kleinem g, ›keine Glorifizierung‹ – als von Gestalttherapie. Gestalt definiert sie zusammen mit ihrem Sohn ›Steve‹ in einer Weise, die weit über traditionelle Psychotherapie hinausgeht: Vielleicht ist die bemerkenswerteste und dennoch offensichtliche Botschaft von ›gestalt‹ diese: Wenn man die Ereignisse seines Lebens klar sieht, dann verläuft das Leben gut, ohne Verwirrung und unnötiges Elend. Manchmal ist das Leben schwierig und schmerzhaft, und manchmal ist das Leben voll Freude und erfüllt. Mit Bewusstheit kann man den Schmerz minimieren und die Freuden und Befriedigungen maximieren. Gestalt ist tatsächlich mehr eine persönliche Übung, eine Lebensweise, als eine professionelle ›Therapie‹ oder eine ›Behandlung‹. Es ist etwas, das man mit anderen tut und nicht an ihnen. […] Mit ihren Auffassungen zur Ziel- und Absichtslosigkeit, zum Verzicht auf Regeln und auf Konzepte (bzw. vorgefasstes konzeptionelles Denken) und ihrer Betonung von Bewusstheit als Grundlage gestalttherapeutischen Arbeitens legt Barry Stevens (unausgesprochen) ihre Aufmerksamkeit in radikaler Form auf die phänomenologischen Seiten der Gestalttherapie« (Detlev Kranz, Barry Stevens: Gestalttherapie, Bewusstheit und Körper, in: Gestaltkritik 1/1999). Siehe auch: Gestalt-Körperarbeit; Perls, Fritz; Rogers, Carl R. © Stefan Blankertz und Erhard Doubrawa, Lexikon der Gestalttherapie, gikPRESS, Köln/Kassel 2017
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