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Stichwort: Simkin, James (Jim) S. Leseprobe in
voller Länge aus dem Lebensdaten: 1919-1984. Er kam schon in den frühen 1950er Jahren in Kontakt mit der Gestalttherapie. Er war einer der ersten Klienten und später Schüler von Fritz Perls in New York. Als er später nach Los Angeles zog, war er der erste Gestalttherapeut an der Westküste. Am Esalen-Institut in Big Sur, dem Zentrum der »Human-Potential«-Bewegung, waren Jim Simkin und Fritz Perls in den 1960er Jahren als Kollegen tätig. Und in unmittelbarer Nachbarschaft von Esalen baute Jim sein berühmtes Haus, in dem er die letzten 14 Jahre seines Lebens Gestalttherapie lehrte. Sein Buch »Gestalttherapie. Minilektionen für Einzelne und Gruppen« von 1974 ist inzwischen längst ein Klassiker der Gestalttherapie geworden (Wuppertal 2003). Erving Polster: »Jim Simkins vorliegendes Buch [Gestalttherapie, 1974] enthält eine Reihe von bedeutsamen psychologischen Beobachtungen, die die gedanklichen Auseinandersetzungen der sechziger Jahre widerspiegeln und den ideologiekritischen Gehalt des frühen Gestaltansatzes deutlich machen. Damals gab es ein energisches Bestreben, die kulturellen Normen der Zeit zu durchbrechen. Die Frustration erstarrter Ehen und anstrengender Karrieren, eine scheinheilige Moral und abgestumpfte Handlungsmuster: All das stand im Widerspruch zu einer methodologischen Umorientierung, die die Menschen ermutigte, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, ihre Beschränktheiten abzulegen und die Welt zu verändern. Eines der wirksamsten Mittel dieses neuen Optimismus und gleichzeitig ein Beitrag zur Entwicklung der Psychotherapiegeschichte bestand in Fritz Perls’ Engagement für eine deutlichere therapeutische Bestimmtheit. Es ging ihm um eine verstärkte Konzentration auf die eigene Erfahrung und den Kontakt mit anderen. Die damit einhergehende Veränderung des Erfahrungsfokus’ stellte eine hypnoseartige Innovation für den Durchbruch der therapeutischen Einfachheit dar. Den Grundprinzipien der Gestalttherapie, die der Betrachtung des Kontextes und des Widerspruchs größere Wichtigkeit beimaßen, entsprach diese Akzentuierung zwar eigentlich nicht, dennoch verhalf sie aber der Erfahrung zu mehr Klarheit, indem sie sie von der oftmals paralysierenden Vielschichtigkeit der Existenz befreite. Die Verkleinerung des Spektrums persönlicher Belange, das Dort-und-Dann, öffnete vielen die Augen für die satorihafte psychologische Kraft der außerordentlich konzentrierten Einfachheit. Diese spezialisierte Aufmerksamkeit war mehr als die Vermeidung einer ausgedehnteren Realität; sie war der Eintritt in die begrenzten Bereiche des Geistes. Klarheit der Wahrnehmung, Verstärkung der Aktivität und Offenheit gegenüber blockierenden Ängsten gehörten zu den Verdiensten größerer Genauigkeit und der Begrenzung des Lebenszusammenhangs. Jim Simkin war ein Meister der Genauigkeit und Einfachheit. Für ihn stellte Perls’ Ansatz ein sehr feines Instrument dar. […] Dennoch gibt es einen Einblick in das Denken eines hervorragenden Therapeuten seiner Zeit, und eines Mannes, der das, was er dachte in seiner Arbeit auch verwirklichte. Jim Simkin demonstrierte, was konzentrierte Aufmerksamkeit, präzise Wahrnehmung, Ehrlichkeit und gesunder Menschenverstand bewirken können. Er hatte die Fähigkeit, das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen. Er wurde zum Meister unter seinen Schülern, der die Geheimnisse, deren Zeuge er war, beständig herausforderte. Diese Geheimnisse fesselten ihn bis zuletzt; und doch war eine seiner größten Leistungen, das Geheimnis zu entmystifizieren, indem er es einfach als menschenmögliche Erfahrung auffasste» (Erving Polster, Jim Simkin und die Gestalttherapie, Vorwort 1990 zu James S. Simkin, Gestalttherapie [1974], Wuppertal 2003, S. 9ff). Siehe auch: Shapiro, Elliott © Stefan Blankertz und Erhard Doubrawa, Lexikon der Gestalttherapie, gikPRESS, Köln/Kassel 2017
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